Kritik an unzureichendem Hitzeschutz in Pflegeheimen: Eine wachsende Herausforderung
Extreme Hitzewellen stellen eine zunehmende Gefahr für ältere und pflegebedürftige Menschen dar. In Deutschland wird die Diskussion über Hitzeschutzmaßnahmen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern immer lauter. Besonders angesichts der sich häufenden Hitzeperioden wächst der öffentliche und wissenschaftliche Druck auf Politik und Pflegeeinrichtungen, präventive Maßnahmen zum Schutz verletzlicher Bevölkerungsgruppen umzusetzen.
Quelle: tagesschau.de
Hitze als medizinische Bedrohung für vulnerable Gruppen
Insbesondere Senioren sind hitzeempfindlich. Ihr Organismus ist weniger gut in der Lage, Körpertemperatur zu regulieren. Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) weist darauf hin, dass Todesfälle und gesundheitliche Folgen durch extrem hohe Temperaturen vermeidbar wären – vorausgesetzt, es bestehen geeignete Schutzmaßnahmen. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts starben im Jahr 2022 rund 8.000 Menschen in Deutschland an hitzebedingten Folgen. Ein Großteil dieser Todesfälle ereignete sich unter Pflegebedürftigen.
Unzureichende Vorkehrungen in bestehenden Gebäuden
Während Neubauten teilweise über moderne Klimatisierung verfügen, sind vor allem ältere Pflegeeinrichtungen oft schlecht für Hitzeperioden gerüstet. Häufig bemängelt werden:
- fehlende oder unzureichende Verschattung (z. B. durch außenliegende Rollläden)
- unzureichende Belüftungs- oder Kühlsysteme
- nicht ausreichend geschultes Personal bei Hitzemaßnahmen
- keine klaren Hitzeaktionspläne
Hinzu kommt der bauliche Zustand vieler Pflegeheime, der energetisch aus der Zeit gefallen ist. Inzwischen fordern immer mehr medizinische und pflegewissenschaftliche Fachgesellschaften sowie Umweltverbände eine stärkere baupolitische Ausrichtung auf den Hitzeschutz.
Politik unter Handlungsdruck
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) kritisiert in einem aktuellen Bericht die unzureichende Verankerung von Hitzeschutz im Bau- und Gesundheitsrecht. Zwar existieren bereits lokale Hitzeaktionspläne – beispielsweise in Berlin oder Hannover –, doch deutschlandweite Standards fehlen bislang. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte im Sommer 2023 einen nationalen Hitzeschutzplan angekündigt. Doch Expertinnen und Experten mahnen, dass Absichtserklärungen allein nicht reichen.
Dr. Martin Herrmann (KLUG) forderte kürzlich im Interview mit tagesschau.de eine „konkrete Umsetzungspraxis“ für jede Pflegeeinrichtung. Neben baulichen Maßnahmen seien auch Fortbildungen des Pflegepersonals und klare Kommunikationswege im Notfall essenziell.
Konkrete Lösungsansätze und Forderungen
Um den Hitzeschutz in der Pflege nachhaltig zu verbessern, werden folgende Maßnahmen als dringend notwendig gesehen:
- Einführung gesetzlich bindender Hitzeschutzstandards für Pflegeheime
- Förderung baulicher Sanierungen (z. B. Wärmedämmung, Dachbegrünung, Sonnenschutz)
- Einbeziehung des Hitzeschutzes in die Pflegeausbildung und Fortbildung
- Stärkere Verankerung von Hitzeaktionsplänen auf Bundes- und Landesebene
- Gezielte Unterstützung für Einrichtungen mit hohem Sanierungsbedarf
Langfristig müsse der Schutz vor klimabedingten Gesundheitsrisiken als Teil der Daseinsvorsorge verstanden werden, so verschiedene Fachgremien übereinstimmend.
Fazit: Mehr als eine bauliche Frage
Der Schutz pflegebedürftiger Menschen vor Hitze ist eine komplexe und zunehmend dringliche Aufgabe. Sie betrifft nicht nur die bauliche Infrastruktur, sondern auch das Gesundheitssystem, die Pflegepraxis und die politische Steuerung. Die Diskussion um den Hitzeschutz zeigt: Klimaanpassung ist kein Luxus, sondern ein elementarer Bestandteil moderner Pflege.
Nach Auffassung von Expertinnen und Experten kann die gesundheitliche Integrität älterer und pflegebedürftiger Menschen in den nächsten Jahren nur gewährleistet werden, wenn Pflegeeinrichtungen eine ganzheitliche Hitzeschutzstrategie entwickeln – sowie dafür gesetzlich und finanziell besser unterstützt werden.
Quelle: tagesschau.de
Zusammenfassung – zentrale Punkte im Überblick
- Zahlreiche Pflegeheime in Deutschland sind baulich unzureichend auf Hitzeperioden vorbereitet.
- Besonders ältere Menschen sind durch Hitze gesundheitlich stark gefährdet.
- Medizinische Fachorganisationen fordern gesetzlich verbindliche Hitzeschutzstandards.
- Hitzeschutz umfasst sowohl bauliche als auch organisatorische Maßnahmen wie Fortbildungen und Notfallpläne.
- Der geplante nationale Hitzeschutzplan muss zeitnah mit konkreten Vorgaben umgesetzt werden.