Pflegenotstand im demographischen Wandel

„Kannst du morgen nochmal im Frühdienst einspringen?“ – ein zu häufig gehörter Satz in deutschen Krankenhäusern. Für Gesundheits- und Krankenpfleger wird der Alltag zunehmend zur Belastungsprobe. Gleichzeitig gibt es immer mehr pflegebedürftige Menschen; lag 2018 die Anzahl der Senioren ab 80 Jahren laut dem Statistischen Bundesamt bei 5,4 Millionen, wird sie im Jahr 2022 voraussichtlich auf 6,2 Millionen steigen. Und wenn sich alles entwickelt wie bisher, steigt sie 2050 auf 10,5 Millionen.

Für ihren Beruf nehmen Krankenpfleger große private Opfer in Kauf. Familie und Freunde läuten spätestens um 18 Uhr den Feierabend ein. Pflegekräfte teilen um diese Zeit im Spätdienst das Abendessen aus, messen Blutdrücke und dokumentieren Patientendaten für die Übergabe an die Nachtschicht.

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(Mission) Gerechter Lohn für die Pflege

Wenige Berufe sind psychisch und physisch ähnlich anspruchsvoll wie die Krankenpflege – doch die Bezahlung spricht eine andere Sprache. In den meisten Entgelttabellen sind Nacht- und Wochenendzuschläge bereits eingerechnet. Somit erscheint der Lohn in der Statistik höher, als er in Wirklichkeit ist.

In der Realität sind Leistungsdruck, unbezahlte Überstunden und durchgearbeitete Wochenenden an der Tagesordnung. Gezwungenermaßen entscheiden sich viele Pflegekräfte für eine Teilzeitstelle, was weder der Personalsituation noch dem eigenen Lebensunterhalt zugutekommt. Am Ende bleiben viele Stationen unterbesetzt.

Woran liegt das? Eine Schülerumfrage der Stiftung ZQP aus 2019 hat gezeigt, dass der Pflegeberuf für junge Menschen schlicht nicht attraktiv genug ist. Obwohl ein Drittel der befragten Schüler mindestens einen pflegebedürftigen Angehörigen hat, können sich die wenigsten vorstellen, später selbst in der Alten- oder Krankenpflege zu arbeiten.
Dabei ist die Krankenpflege ein zukunftssicherer Job, ihre Automatisierung unwahrscheinlich. Der enge Kontakt mit Patienten erfordert immerhin vor allem Empathie und Belastbarkeit. Und heutzutage auch großes Organisationstalent: Für Deutschland errechnete der BKK-Dachverband 2018 einen Betreuungsschlüssel von 13 Patienten pro Krankenpfleger. Im Gegensatz dazu werden beispielsweise in Norwegen im Durchschnitt nur 5 Patienten von einer Pflegekraft betreut.

Dennoch ist es nicht primär die hohe Belastung, die die meisten Pflegekräfte abschreckt. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung identifiziert vor allem das niedrige Gehalt als wichtige Ursache für fehlende Fachkräfte in der Krankenpflege.
Eine gerechte Entlohnung bedeutet Wertschätzung. Nicht nur durch den Arbeitgeber, sondern vor allem durch die Gesellschaft. Ein fairer Lohn für das Krankenpflegepersonal – unabhängig von Geschlecht, Alter und Beschäftigungsgrad – ist eine essentielle Bedingung für einwandfreie pflegerische Versorgung.

Pflege ist unersetzlich

Pflege ist Hilfe, und zwar ganz nah am Menschen und genau dann, wenn diese Menschen sie am dringendsten brauchen. Das darf nicht nur mit Worten honoriert werden.

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