Neue Wege in der Pflege: Gemeindegesundheitspflegerinnen in Brandenburg

Die Pflege steht in Deutschland vor einem tiefgreifenden Wandel. Angesichts des demografischen Wandels, des akuten Fachkräftemangels und der zunehmenden Belastung in medizinischen Einrichtungen sind innovative Konzepte gefragter denn je. Ein Beispiel für einen zukunftsorientierten Ansatz ist das Pilotprojekt der Gemeindegesundheitspflegerinnen in Brandenburg. Dabei rückt ein Konzept in den Vordergrund, das internationale Vorbilder aufgreift und lokalen Bedürfnissen angepasst wird.

Ein neues Berufsbild: Gemeindegesundheitspflegerin

Die Idee hinter der Gemeindegesundheitspflege ist einfach und gleichzeitig revolutionär: Pflegefachpersonen mit erweiterter Qualifikation übernehmen Aufgaben, die über die klassische Pflege hinausgehen. Sie wirken präventiv, beratend und koordinierend – direkt in der Lebenswelt der Menschen. Das Ziel: Frühe gesundheitliche Risiken erkennen, Hilfsbedarfe feststellen und entsprechende Unterstützungsangebote ermöglichen, bevor eine Eskalation erfolgt.

Hauptaufgaben der Gemeindegesundheitspflegerin:

  • Früherkennung gesundheitlicher und sozialer Probleme im häuslichen Umfeld
  • Beratung zu Pflegeleistungen, Gesundheitsförderung und Prävention
  • Vernetzung mit lokalen Ärzt:innen, Pflegediensten und sozialen Einrichtungen
  • Unterstützung bei der Beantragung von Hilfsmitteln und Pflegegraden

Brandenburg als Vorreiterregion

In ländlichen Regionen wie Brandenburg ist die medizinische Versorgung zunehmend schwer erreichbar. Lange Wege, Ärztemangel und steigende Zahl pflegebedürftiger alter Menschen machen neue Strategien notwendig. In genau diesem Kontext greifen Projekte wie das der Gemeindegesundheitspflegerinnen ein.

Seit 2022 läuft ein von den Krankenkassen in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Soziales und Versorgung unterstütztes Modellprojekt in mehreren Brandenburger Gemeinden. Es basiert auf dem erfolgreichen Konzept der „Community Health Nurses“, wie es etwa in Kanada oder Skandinavien etabliert ist.

Die Pflegerinnen gehen aktiv auf betroffene Haushalte zu, machen Hausbesuche und bieten Unterstützungsangebote an – auch und gerade bei Menschen, die nicht selbstständig den Weg zum Arzt oder zur Pflegeberatung finden würden.

Aufwertung der Pflege durch neue Kompetenzen

Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Aufwertung des Pflegeberufs. Gemeindegesundheitspflegerinnen verfügen über einen Hochschulabschluss oder eine spezialisierte Weiterbildung, die ihnen mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsbefugnisse erlaubt. Dadurch wird das Berufsfeld nicht nur attraktiver für junge Menschen, sondern auch systemisch entlastend – insbesondere für Hausärzt:innen, die oft am Limit arbeiten.

Wie ein aktueller Beitrag der Tagesschau zeigt, wird das Konzept sowohl von Patient:innen als auch Fachkolleg:innen positiv aufgenommen. Besonders die niedrigschwellige, zugewandte Betreuung und das Wissen um lokale Hilfestrukturen werden geschätzt.

Herausforderungen und nächste Schritte

Trotz der positiven Erfahrungen stehen weitere Entwicklungen an – insbesondere auf politischer Ebene. Bisher sind Gemeindegesundheitspflegerinnen in Deutschland kein standardisiertes Berufsbild mit gesetzlich geregeltem Tätigkeitsrahmen. Auch die Finanzierung solcher Stellen ist größtenteils projektgebunden und noch nicht systemisch verankert.

Fachgesellschaften wie der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und Akteure in der Gesundheitsversorgung fordern daher eine dauerhafte Etablierung des Berufs und eine Finanzierung über die Regelversorgung. Auch Forschungsinstitutionen, wie das Institut für Public Health der Charité, begleiten die Projekte wissenschaftlich.

Stichpunkte – Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Das Projekt Gemeindegesundheitspflege in Brandenburg reagiert auf demografischen Wandel und Versorgungsengpässe.
  • Gemeindegesundheitspflegerinnen arbeiten präventiv und vernetzend im häuslichen Umfeld.
  • Sie bringen medizinisches, pflegerisches und psychosoziales Know-how mit.
  • Das Modell stärkt die Autonomie der Pflege und entlastet Ärzt:innen.
  • Forderungen nach einer gesetzlichen und finanziellen Integration in das Gesundheitssystem wachsen.
  • Das Projekt wird bundesweit beobachtet und könnte künftig Schule machen.
  • Quelle für weiterführende Informationen: Tagesschau-Video zum Thema

Fazit

Die Gemeindegesundheitspflegerin ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Pflege neu gedacht werden kann. Durch eine stärkere Verzahnung von Gesundheitsförderung, Pflege und sozialer Unterstützung kann Versorgung näher an die Menschen gebracht werden – insbesondere dort, wo sie am meisten gebraucht wird. Brandenburg übernimmt hier eine Vorreiterrolle, deren Erfahrungswerte bundesweit richtungsweisend sein könnten.

Hinweis: Weitere Informationen und der Bericht aus der Praxis finden sich in dem Beitrag der Tagesschau: https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1466126.html

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