Steigende Pflegekosten: Wie kann Versorgung künftig finanziert werden?

Pflegekraft bei der Arbeit

Wie können die Pflegekosten in einer älter werdenden Bevölkerung finanziert werden? Vorschläge sollen von der Arbeitsgruppe von Bund und Ländern kommen. Schon kurz nachdem sie ihre Arbeit aufgenommen hat, gibt es Kritik daran. Worum geht es?

Gesellschaftlicher Wandel fordert neue Antworten

Der demografische Wandel führt zu einer rapide alternden Gesellschaft. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass der Anteil der über 67-Jährigen in Deutschland bis 2040 auf rund 26 Prozent steigen wird. Bereits heute sind Millionen Menschen auf Pflege angewiesen – Tendenz steigend. Damit wachsen auch die finanziellen Anforderungen an das deutsche Pflegesystem. Erst im Jahr 2023 lagen die Eigenanteile für stationäre Pflege im bundesweiten Durchschnitt bei über 2.400 Euro monatlich, ein Betrag, den sich viele Pflegebedürftige oder deren Angehörige kaum leisten können.

Die Rolle von Bund und Ländern: Ein gemeinsames Konzept?

Um auf die wachsende Herausforderung zu reagieren, hat sich eine neue Bund-Länder-Arbeitsgruppe gebildet, die noch 2024 erste Vorschläge für die künftige Finanzierung der Pflege vorlegen soll. Laut Informationen der Tagesschau (Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bund-laender-pflege-100.html) steht dabei eines im Zentrum: Wie lässt sich die Pflege nachhaltig und sozial ausgewogen finanzieren?

Doch bereits bevor konkrete Ergebnisse vorliegen, gibt es Kritik am bisherigen Vorgehen. Sozialverbände bemängeln, dass grundlegende Strukturfragen außerhalb der Arbeitsgruppe behandelt würden. Auch der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schmidt, hatte sich dafür ausgesprochen, die Eigenanteile zügig zu begrenzen und die Pflegeversicherung zu reformieren. Von solchen Maßnahmen ist bisher jedoch nichts Konkretes zu hören.

Der Pflegenotstand als Hintergrundproblem

Nicht nur das Geld fehlt – auch Pflegepersonal ist knapp. Laut Deutschem Pflegerat werden in den kommenden Jahren Zehntausende zusätzliche Pflegekräfte benötigt, allein um den Status quo zu halten. Die Finanzierung einer besseren Bezahlung, einer höheren Personalabdeckung und qualitativer Pflegeangebote ist ohne Systemveränderung kaum denkbar.

Finanzierungsmöglichkeiten: Ein Überblick

Mehrere Modelle sind derzeit im Gespräch. Keine dieser Möglichkeiten ist jedoch konfliktfrei:

  • Beitragssteigerungen: Eine Anhebung der Pflegeversicherungsbeiträge würde kurzfristig für mehr Einnahmen sorgen, jedoch die Lohnnebenkosten erhöhen.
  • Steuerfinanzierung: Eine Grundfinanzierung über Steuermittel könnte Beiträge stabil halten, würde aber die Pflege in direkte politische Abhängigkeit bringen.
  • Bürgerversicherung: Die Einbeziehung aller Einkommensarten und Versichertengruppen – also auch der privat Versicherten – würde mehr Gerechtigkeit und Solidität bringen, ist politisch aber umstritten.

Was sagen Experten?

Laut einem Bericht der Robert Bosch Stiftung plädieren viele Expertinnen und Experten dafür, das überkommene Modell der Pflegeversicherung nicht nur anzupassen, sondern grundsätzlich zu überdenken. Pflege müsse als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden – ähnlich wie Bildung oder Infrastruktur.

Kurzfristige Lösungen vs. langfristige Strategien

Ein zentrales Dilemma bleibt: Zwar drängt die Zeit, doch kurzfristige Maßnahmen wie Einzelzuschüsse greifen zu kurz. Ohne strukturelle Reformen droht dem deutschen Pflegesystem eine dauerhafte Überforderung. Auch der Pflegewissenschaftler Michael Isfort von der Hochschule Vallendar betont, es reiche nicht aus, nur Symptome zu lindern – man müsse das Gesamtsystem umbauen.

Spannungsfeld: Generationengerechtigkeit

Zu bedenken ist zudem der Aspekt der Generationengerechtigkeit. Immer weniger Erwerbstätige müssen für immer mehr Pflegebedürftige aufkommen. Ein langfristig tragfähiges Modell muss also auch jüngere Generationen mitdenken – sowohl in der Finanzierung als auch in ihrer späteren Rolle als Pflegebedürftige.

Fazit: Was muss passieren?

Die Finanzierung der Pflege ist eine der drängendsten sozialen Fragen dieses Jahrzehnts. Eine gemeinsame Strategie von Bund und Ländern ist unabdingbar, reicht allein jedoch nicht aus. Klar ist:

  • Die Pflegekosten steigen – für Staat, Versicherungen und Betroffene
  • Das bisherige Umlagesystem gerät an seine Grenzen
  • Unterschiedliche Finanzierungsmodelle müssen sachlich geprüft und sozialverträglich umgesetzt werden
  • Ohne gesellschaftlichen Konsens droht der Reformprozess zu scheitern

Langfristig kann Pflege nur dann finanziell gesichert werden, wenn strukturelle Reformwille, politische Kompromissfähigkeit und fachliche Expertise zusammenkommen.

Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bund-laender-pflege-100.html

Zusammenfassung der zentralen Punkte:

  • Demografischer Wandel erhöht massiv den Pflegebedarf
  • Pflegekosten übersteigen vielerorts die finanziellen Möglichkeiten der Pflegebedürftigen
  • Bund-Länder-Arbeitsgruppe arbeitet an Konzepten zur künftigen Finanzierung der Pflege
  • Kritik am zu wenig strukturellen Ansatz der Arbeitsgruppe
  • Mögliche Reformpfade: Beitragsanhebung, Steuerfinanzierung, Bürgerversicherung
  • Ohne strukturelle Reformen sind langfristige Lösungen kaum umsetzbar
  • Pflege muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und getragen werden
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