In den Pflegeheimen Deutschlands werden aktuell mehr als die Hälfte aller Bewohner mit einer Demenzerkrankung versorgt. Schmerzen erkennen und beurteilen sind im Rahmen des Schmerzmanagements und der Vorgabe durch den Expertenstandard für Pflegende eine der Hauptaufgaben ihres Berufs. Bei Menschen mit Demenz gestaltet sich dieses häufig schwieriger.

Schmerzerkennung: Wahrnehmung und Beobachtung als Kernelemente

Schmerzen als subjektives Empfinden sind etwas, worüber eigentlich nur der Betroffene selbst Auskunft geben kann. Ältere Menschen tun sich aus zahlreichen Gründen schwer, Pflegende in der Anamnese über ihr Schmerzempfinden bzw. -verhalten zu informieren. Kognitive Beeinträchtigungen machen den Prozess nicht leichter.

Dennoch sollte auch bei dementen Pflegebedürftigen die Selbsteinschätzung nicht vernachlässigt werden, auch wenn es deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Bei der Schmerzerfassung kann der demente Mensch mit Ja-oder-Nein-Antworten zum Schmerzempfinden und Schmerzverhalten befragt werden.

Schwerer sind die Ermittlung von Schmerzqualität und -intensität. Allerdings bieten moderne Selbsteinschätzungsinstrumente Pflegenden eine gute Unterstützungshilfe, natürlich nur bei leicht ausgeprägten dementiellen Syndromen. Zu nutzende Skalen sind einerseits die NRS (Numerische Rang Skala) und die VRS (Verbale Rang Skala).

In der Anamnese sind Menschen mit Demenz üblicherweise auf Schmerzverhalten zu beobachten. Eine pflegerische Anamnese kann demnach nicht am Tag des Einzug in eine Pflegeeinrichtung oder am Rückkehrtag aus einer anderen Gesundheitseinrichtung (Krankenhaus, Reha usw.) abgeschlossen sein.

Die Zeiträume zur Wahrnehmung und Beobachtung bzgl. eines potentiellen Schmerzverhaltens müssen weiter gefasst werden.

Deutliche Anzeichen in der Schmerzäußerung sind entsprechende Gesichtsausdrücke wie Mund verziehen und die Stirn in Falten legen, Stöhnen und andere sprachliche Äußerungen, festkrallen an Gegenständen oder am eigenen Körper. Menschen mit Demenz sind nicht in der Lage, zu ihren Schmerzen klare Auskünfte zu erteilen.

Möglicherweise können sie Fragen zu Schmerzen noch nicht einmal in ihrer Bedeutung für sich klären. Mit Beginn einer mittelschweren Demenz werden gezielte Fragen des Pflegepersonals daher umso wichtiger, um Schmerzen feststellen zu können.

Auf allgemeine Schmerzfragen durch Pflegende werden demente Menschen häufig den Kopf schütteln, da sie die Frage nicht verstehen.

In der gezielten Beobachtung ist es wichtig, auf kindliche Erscheinungsmuster zu warten. Der Ausdruck „Aua“ oder ein anhaltendes Wimmern weisen in der Regel daraufhin, dass Schmerzen vorliegen. Von außen sichtbare Symptome, wie: den Bauch halten, Gesicht zusammenkneifen, Beine oder Hände zusammenkneifen, häufiges Augen schließen mit begleitenden Geräuschen wie Stöhnen oder Luft durch die Zähne ziehen lassen ganz deutlich erkennen, dass es dem Zupflegenden nicht gut geht und er wahrscheinlich unter Schmerzen leidet.

Geeignete Hilfsmittel

Bei ausgeprägterer Demenz wird es notwendig, dass sich Pflegende zur Fremdeinschätzung von Schmerzen vorhandener und dafür vorgesehener Skalen bedienen. Dadurch lassen sich Beobachtungen gezielt durchführen und strukturieren. Auf Grundlage beobachteter Verhaltensmerkmale bieten sich zur Beurteilung von Schmerzen folgende erprobte Instrumente an:

* BESD: Beurteilung von Schmerzen bei Demenz
Schmerzen werden in Kategorien und Verhaltensweisen eingeschätzt. Dazu werden die Atmung, lautstarke Äußerungen ebenso gezielt beobachtet wie die Körpersprache sowie der Gesichtsausdruck.

* BISAD: Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit Demenz
Mit diesem Instrument lassen sich folgende Verhaltensweise einschätzen: spontane Ruhehaltung, der Gesichtsausdruck, wie sich die Person bewegt und zu anderen verhält, vorhandene Ängste, Reaktionsmuster während der Mobilisation, wie reagiert die Person auf Pflege in schmerzenden Bereichen, Auswertung vorgebrachter Klagen.

Die beobachtete individuelle Ausprägung des Schmerzempfindens ist in der Auswertung stets mit den Punktwerten der Skalen in Einklang zu bringen. Um dieses professionell zu erreichen, sollten Pflegende Fort- und Weiterbildung zum Thema Schmerzen bei dementen Menschen besuchen oder die beigefügten Unterlagen zur Auswertung der Skalen genau studieren.

Fazit

Nur eine korrekte Schmerzerfassung kann eine auf den Betroffenen ausgerichtete Pflege und Behandlung seiner Schmerzen erzielen.